Im feierlichen Gedenken gestaltete der Kirchenchor, der Musikverein und die Feuerwehr das Gedenken an die Toten der Weltkriege und die Opfer des NS-Regimes. Viele Männer aus Rexingen mussten in den Krieg ziehen. 74 Soldaten aus Rexingen ließen im Zweiten Weltkrieg ihr Leben – im Krieg, mit dem das NS-Regime ganz Europa überzogen hat, und in dem Millionen Menschen ihr Leben lassen mussten. Die Namen der gefallen und vermissten Soldaten aus Rexingen sind auf den Gedenktafeln in der Friedhofskapelle auf den christlichen Friedhof verzeichnet. MIt der Niederlegung von Kränzen auf beiden Friedhöfen wurden die Toten geehrt. In einer Ansprache erinnerte Heinz Högerle, Vorstandsmitglied des Rexinger Synagogenvereins an den 80. Jahrestag der Deportation von jüdischen Familien aus Württemberg und Hohenzollern durch das NS-Regime.
Vor wenigen Tagen haben wir daran erinnert, dass in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 in Deutschland die Synagogen angezündet wurden. Danach kamen viele jüdischen Männer aus Rexingen und Horb für mehrere Wochen in das Konzentrationslager in Dachau. Die Jüdischen Familien mussten ihre Geschäfte schließen, jegliche Handelstätigkeit wurde ihnen untersagt. Sie lebten von ihren letzten Ersparnissen und von der Hilfe von Bauern, mit denen sie seit Generationen geschäftlich und freundschaftlich verbunden waren.
Am 1. September 1939 überfiel die Deutsche Wehrmacht Polen. Am 22. September 1941 folgte der Überfall auf die Sowjetunion. Die NS-Führung verfügte ein Ausreiseverbot für alle Jüdinnen und Juden aus Deutschland. Es war nicht mehr möglich, aus Deutschland zu fliehen. Dann kam der Beschluss, alle noch in Deutschland lebenden Jüdinnen und Juden in Lager im Osten zu deportieren und sie dort zu ermorden.
Am 28. November 1941 mussten 53 jüdische Männer, Frauen und Kinder am frühen Morgen von Rexingen nach Horb zum Bahnhof gehen. Mit einem Sonderwagen der Reichsbahn wurden sie nach Stuttgart und dort auf den Stuttgarter Killesberg gebracht. Am 1. Dezember verließ ein verschlossener Zug mit insgesamt 1013 Menschen den Stuttgart Nordbahnhof in Richtung Riga in Lettland. Von den aus Rexingen deportierten Menschen überlebten nur zwei Personen. Barbara Staudacher und die Ortsvorsteherin Birgit Sayer verlasen die Namen der 53 Deportierten:
(Foto: Yael u. Ami Lemberger aus Shavei Zion besuchen den jüdischen Friedhof)
Ferdinand Feidel Bamberger, 63 Jahre alt.
Bonna Bodenheimer geb. Schwarz, 54 Jahre alt.
Willy Bodenheimer, 54 Jahre alt.
Selma Emanuel geb. Landauer, 50 Jahre alt.
Alice Esslinger geb. Stern, 36 Jahre alt.
Viktor Esslinger, 44 Jahre alt.
Helmut Esslinger, 5 Jahre alt.
Martha Fröhlich geb. Münz, 46 Jahre alt.
Simon Fröhlich, 43 Jahre alt.
Elias Gideon, 60 Jahre alt.
Rudolf Hely, 43 Jahre alt.
Zilly Hely geb. Schwarz, 35 Jahre alt.
Erna Hess geb. Lemberger, 38 Jahre alt.
Richard Hess, 10 Jahre alt.
Sally Hopfer, 38 Jahre alt.
Ida Krailsheimer geb. Eisemann, 41 Jahre alt.
Erich Lemberger, 6 Jahre alt.
Hilde Lemberger geb. Schwarz, 32 Jahre alt.
Isidor Lemberger, 49 Jahre alt.
Lothar Lemberger, 8 Jahre alt.
Rosa Lemberger geb. Gideon, 41 Jahre alt.
Sally Lemberger, 18 Jahre alt.
Siegfried (Friederle) Lemberger, 6 Jahre alt.
Siegwart Lemberger, 14 Jahre alt.
Elias Levi, 62 Jahre alt.
Jeanette Levi geb. Hahn, 58 Jahre alt.
Samuel Levi, 57 Jahre alt.
Senta Levi, 35 Jahre alt.
Betti Löwengart geb. Löwengart, 62 Jahre alt.
Auguste Löwenstein, 49 Jahre alt.
Juditha (Jette) Löwenstein geb. Weil, 59 Jahre alt.
Blanda Meyer geb. Schwarz, 59 Jahre alt.
Gertrud Pollack geb. Löwenstein, 58 Jahre alt.
Elsa Pressburger geb. Neckarsulmer, 62 Jahre alt.
Fanny Pressburger geb. Landauer, 49 Jahre alt.
Isak Pressburger, 60 Jahre alt.
Josef S. Pressburger, 54 Jahre alt.
Kathi Pressburger geb. Gideon, 59 Jahre alt.
Lina Pressburger, 52 Jahre alt.
Sigbert Pressburger, 18 Jahre alt.
Selma Schorsch geb. Schwarz, 60 Jahre alt.
Berta Schwarz geb. Zürndorfer, 38 Jahre alt.
Elias Schwarz, 59 Jahre alt.
Gertrud Schwarz geb. Ottenheimer, 57 Jahre alt.
Rudolf Schwarz, 47 Jahre alt.
Sofie Schwarz geb. Lämmle, 61 Jahre alt.
Thekla Schwarz geb. Schwarz, 48 Jahre alt.
Trude Schwarz, 19 Jahre alt.
Hedwig Sinn geb. Weil, 53 Jahre alt.
David Wälder, 58 Jahre alt.
Pauline Wälder geb. Kahn, 54 Jahre alt.
Adele Weil geb. Löwenstein, 56 Jahre alt
Lina Weil, 56 Jahre alt
Aus Rexingen wurden in drei Deportationen insgesamt 120 Menschen in die Lager im Osten verschleppt. Trotz dieser leidvollen Geschichte können wir auf 76 Jahre ohne Krieg auf deutschem Boden zurückblicken. Mehrere Generationen konnten in Deutschland im Frieden aufwachsen, während viele neue Krisenherde weltweit zu einer Destabilierung beitragen. Die Ortsvorsteherin erinnerte in Ihrer Ansprache daran: Downloadlink zur Ansprache zum Volkstrauertag 2021