Am 10. November 2024 fand ein Portraitkonzert zu Ilse Weber in der Ehemaligen Synagoge in Rexingen statt, die vor 86 Jahren von den Nazis in der Nacht zum 10. November 1938 in Brand gesetzt wurde.
Anlässlich des Gedenktages zum Novemberpogrom 1938 führten Schülerinnen und Schüler des Christopherus Gymnasiums Altensteig ein außergewöhnliches Konzert mit Lesung in der voll besetzten Ehemaligen Synagoge auf. Es war eine Hommage an die fast vergessene jüdische Schriftstellerin und Musikerin Ilse Weber, die 1944 in Auschwitz ermordet wurde.
Der Christopherus Kinderchor Altensteig unter der Leitung von Wolfgang Weible trug Lieder vor, die Ilse Weber während ihrer zweieinhalbjährigen Gefangenschaft im Ghetto Theresienstadt gedichtet und vertont hat. Schülerinnen und Schüler des Leistungskurses Geschichte lasen Briefe und Gedichte aus dem Nachlass von Ilse Weber.
Der Oberstimmenchor mit etwa 40 Mädchen und Jungen im Alter von 11 bis 14 Jahren hat schon viele Preise bei Chorwettbewerben gewonnen. Er wurde begleitet von den Solisten Marlene Theurer, Flöte, und Matthias Hinderer , Klavier. Das Motto des Christopherus Chores, „durch Singen Freude bringen“, war auch der Antrieb für Ilse Weber, die in Theresienstadt als Pflegerin in der Kinderkrankenstube arbeitete. Sie konnte sich heimlich eine Gitarre beschaffen und obwohl es verboten war, sang und spielte sie täglich Lieder für die Kinder und andere Mithäftlinge, um ihnen etwas Freude und Hoffnung in ihrem bedrängten Dasein zu schenken. Ihre Theresienstädter Lieder und Gedichte konnten in einem Versteck die NS-Zeit überdauern.
Der Geschichts-Leistungskurs des Christopherus-Gymnasiums Altensteig hat sich intensiv mit dem Schicksal von Ilse Weber beschäftigt. Zusammen mit dem Kinderchor haben die Jugendlichen und ihre LehrerInnen einen musikalisch-literarischen Konzertabend zur Erinnerung an diese fast vergessene Künstlerin zusammengestellt. Begleitet werden sie von der Flötistin Marlene Theurer und dem Pianisten Matthias Hinderer.
Hier mehr zur Lebensgeschichte der Schriftstellerin und Musikerin Ilse Weber.
Im Februar 1942 wurde die 39jährige Ilse Weber mit ihrem Mann Willi Weber und ihrem 9jährigen Sohn Tomas aus Prag ins Ghetto Theresienstadt deportiert.
Die deutschsprachige Inge hatte schon als junge Frau eine künstlerische Karriere eingeschlagen. Sie schrieb mit großem Erfolg Lieder und Gedichte, die sie selbst vertonte und aufführte. Sie veröffentlichte Kindermärchen und Theaterstücke für Kinder. Ilse Weber arbeitete in Theresienstadt in der Kinderkrankenstube und versuchte, durch ihre Lieder und Gedichte, die sie heimlich vortrug, das erdrückende Leid im Ghetto wenigstens für kurze Momente zu lindern.
Als die Kinderkrankenstube zur Deportation nach Auschwitz bestimmt wurde, begleitete Ilse Weber die Gruppe. Sie, ihr Sohn und alle anderen Kinder wurden gleich nach ihrer Ankunft am 6. Oktober 1944 im Gas ermordet. Ihr Mann Willi Weber überlebte und fand nach dem Krieg den älteren Sohn Hanus in Schweden wieder. Er war 1939 mit einem Kindertransport nach England gelangt. Willi Weber barg den von ihm versteckten literarischen und musikalischen Nachlass seiner Frau in Theresienstadt und veranlasste seine posthume Veröffentlichung.